Den zweitletzten Tag unseres Lagers starteten wir mit den alljährlich beliebten Volkstänzen. Von Macarena bis Pata Pata und Cotton Eyed Joe tanzten wir uns durch verschiedene Kulturen.
Nach dem Mittagessen bekamen wir die Aufgabe uns für das Nachmittags-und Abendprogramm hübsch anzuziehen und alle eine Krawatte oder Fliege zu tragen. Woher wir dieses Accessoire hatten, war uns überlassen, also starteten wir aus den verschiedensten Materialien Krawatten zu basteln.
Dann wurden wir ins Casino eingeladen. Durch die Eingangskontrolle schaffte man es nur, wenn man den Kleidungsvorschriften entsprach und das Ticket vorweisen konnte. Im Casino wurden wir mit einem Welcome-Cocktail begrüsst und alle von uns bekamen ein Startkapital und ein Sandkapital. Hatte man sein ganzes Geld verspielt, konnte man Sand gegen Geld tauschen. Man konnte auch Guthaben wieder in Sand umtauschen, um es in der Bank zu sichern. Hatte man Geld und Sand verloren, so musste man seine Schulden mit einer guten Tat wieder begleichen.
Wir spielten uns im Fieber durch Black Jack und Roulette, über Jenga, bis zum Zauberbecher.
Nach dem Abendessen duschten wir alle und bekamen unsere neuen Lager-T-Shirts. Wir machten Gruppenfotos und danach gab es ein kleines Lagergericht. Das 15-er Team wurde offiziell ins Leitungsteam aufgenommen und Aline wurde für ihren neusten Lagerleitungskurs getauft. Wir spielten "I ha nonie..." mit unseren Tischgspänli und "Ich oder Du" mit der Lagerleitung.
Dann tanzten wir Zähne putzend in die Nacht hinein. Das Badezimmer glich einer Disco, mit farbigen Lichtern, die an den Wänden umherhüpften und lauter Musik, zu der alle mitsangen. Gar nicht so einfach mit einer Zahnbürste zwischen den Zähnen 😉
Mitten in der Nacht weckt uns lautes Gepolter aus dem verschlossenen Raum. Herr Aika ruft laut «Ihr müsst die Zeitbank schliessen! Jetzt Sofort! Mithilfe der Schildkröte könnt ihr die Tür öffnen.» Daraufhin gehen einige von uns eilig zum Gehege der Schildkröte, in welchem wir doch tatsächlich den Schlüssel finden. Sobald die Tür geöffnet ist, stürmt Herr Aika direkt heraus und läuft wild umher. Er packt und schüttelt einige von uns an den Schultern in seiner Verwirrung.
Als wir ihn nach einer Weile beruhigt haben, zeigt er uns wo sich die Zeitbank befindet. Er durchsucht das Zimmer und holt eine alte Karte hervor, auf welchem ein Kroki gezeichnet und die Zeitbank festgehalten ist. Auf der Karte befinden sich noch kleine Zeichnungen und Notizen, welche uns mitteilen, dass für alle die Zeit angehalten wird, sobald Aika schläft. Nur diejenigen welche Sanduhrsand auf sich tragen, werden in der normalen Zeit weiter wandenln können. Daraufhin machen wir den folgenden Plan:
Wir füllen Sanduhrsand in kleine Fläschchen ab. Die Mutigen machen sich auf den Weg, um die Zeitbank zu schliessen. Diejenigen, die nicht mitgehen möchten, bleiben bei Herrn Aika und bewachen ihn, damit er schläft und nicht aufwacht.
Der eingezeichneten Route folgend, mit klopfendem Herzen und Mut im Blut nähern wir uns der Zeitbank. Plötzlich huscht eine graue Gestalt vorbei in meiner Nähe und erschrickt jemanden aus unseren Reihen. Lautes Schreien, schwere Schritte und angestrengtes Keuchen erfüllen die Nacht. Dann laufen die Gestalten kreischend davon in Richtung Zeitbank.
Als wir zur Zeitbank kommen, sehen wir eine stark beleuchtete Hütte, welche mit einer Patrouille bewacht wird. Wir beschliessen das Ganze zuerst zu beobachten. Gemeinsam besprechen wir, dass eine Gruppe die Bösen ablenken muss und die andere Gruppe versuchen wird die Zeitbank zu schliessen.
Die Ablenkungs-Gruppe geht ein paar Schritte weg. Mit lautem Geschrei machen sie auf sich aufmerksam. Alle grauen Gestalten rennen auf die Ablenkungs-Gruppe zu. Ein paar Augenblicke später rennen wir los, auf die Zeitbank zu und versuchen einen dagebliebenen Grauen zu verscheuchen. Er ist unterlegen und kann sich nicht lange wehren. Dann rennt auch er in die Nacht hinaus.
Stolz und überrascht stapfen wir über die Wiese zur Hütte. Das Zeitbank-Schloss hängt lose an der Tür. Mit einer Schutzmauer aus Menschen schliessen wir es wieder ab und rufen laut: «Die Zeitbank ist geschlossen».
So als hätte der Boden Feuer gefangen, verschwinden die grauen Gestalten in alle Richtungen davon. Aufgelöst und zittrig sammeln wir uns wieder, laufen zurück zum Rest der Gruppe und erzählen einander, was wir gerade erlebt haben. Dann machen wir uns auf den Weg zurück zum Haus. Dort warten die anderen mit einer heissen Tasse Tee auf uns. Inzwischen haben sie Herrn Aika wieder aufgeweckt. Auch ihnen erzählen wir natürlich haargenau, was gerade passiert ist.
Beruhigt, vom Tee aufgewärmt und tatsächlich auch ein bisschen stolz krieche ich in den Schlafsack und schlafe sofort ein.